Tierunterstützte Pädagogik
Kein Tier-ABC, keine Tierpantomime, keine Tiermasken sind gemeint – tiergestützte Intervention ist ein Sammelbegriff für alle Möglichkeiten, in denen ausgewählte Tiere eingesetzt werden, um eine spezielle Förderung physischer, sozialer, emotionaler und kognitiver Fähigkeiten zu erreichen. Die geschulten Tiere können bei den Patienten Beschwerden lindern, Autonomie fördern und soziale Integration unterstützen.
Es geht neben kleinen Haustieren insbesondere um den Einsatz von Hunden (Besuchshund, Therapiehund) oder Pferden (Hippotherapie) bei verhaltensauffälligen Kindern oder Kindern, die Unterstützung bei Lernprozessen brauchen.
Nur wenige Menschen wissen, dass bereits im 18. Jhd. Tiere für pädagogische und therapeutische Maßnahmen eingesetzt wurden. Studien der letzten Jahrzehnte haben ergeben, dass sich nicht nur die empathischen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen mit Hilfe der Tiere positiv verändern.
In sozialen, therapeutischen und pädagogischen Einrichtungen sind Tiere inzwischen schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Als Voraussetzungen für einen zielorientierten Einsatz sind bestimmte Bedingungen Pflicht, u. a. gesunde Tiere, Kinder ohne Allergien, ruhige Trainingsplätze ohne Ablenkung, kindersicheres Material.
Kinder mit Legasthenie, LRS oder Dyskalkulie leiden an Wahrnehmungsfehlern. Psychische Probleme kommen hinzu, wenn der Leistungsdruck in der Schule und/oder die Erwartungen aus dem Elternhaus größer werden.
Ein großes Plus in der tiergestützten Lernpädagogik sind die Stärkung des Selbstwertgefühls, der Selbstständigkeit, Rücksichtnahme und Verantwortung.
Tiere vermitteln Wärme und Geborgenheit, hören zu und trösten bedingungslos, schimpfen nicht und regen sich nicht. Sie sind ehrlich, fordern nicht und geben Nähe. Durch den Umgang mit ihnen zielt die Lernpädagogik auf einen Erfolg ab, der mehr Konzentration und Motivation bewirkt, das Aggressionspotential und die Angst reduziert.
Die tiergestützte Therapie mit Pferd oder Hund stellt für alle psychisch belasteten Menschen und Kinder mit Lernstörungen eine ergänzende Form der Therapie dar.
Insbesondere Therapiehunde mit ihrer besonderen Sensibilität dienen in der Schule als Brücke zu schüchternen Kindern, die aus der Reserve gelockt werden. Ängstliche Schüler leben auf, traurige Kinder lächeln, hyperaktive Kinder werden ruhig beim Streicheln des Fells. ‚Schulhunde‘ sind ein sozialer Katalysator und tragen zu einer harmonischeren Atmosphäre bei und die Klasse profitiert durch mehr Disziplin im Unterricht.
Bei Therapiepferden spielt ebenso der Körperkontakt eine wesentliche Rolle, wodurch sich Vertrauen aufbaut. Pferde kennen keine Wertung, reagieren auf nonverbale Kommunikation und die Beschäftigung mit ihnen vermittelt Glücksgefühle.
Neben körperlicher Verbesserungen der Haltung und des Muskelaufbaus, der Grob- und Feinmotorik fördert der Umgang mit dem Pferd die sensomotorische Wahrnehmung, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, die Sprachentwicklung und positive Emotionen. Kinder entdecken neue Fähigkeiten und mit gestärktem Selbstbewusstsein erreichen sie mehr Ausgeglichenheit.